Wir hoffen, dass ihr alle einen erholsamen Tag der Deutschen Einheit verlebt. In bester bundesdeutscher Manier wurde im Einigungsvertrag ja dereinst der 3. Oktober, zu dem der Beitritt der DDR in die BRD wirksam wurde, zum Feiertag bestimmt. Zwar mag das weniger Symbolkraft haben, als der Tag des Mauerfalls, den man „mit dem Herzen“ natürlich besser fühlen kann. Dennoch ist es ein wichtiger Moment in der Geschichte der Bundesrepublik.
Es ist eine gute Gelegenheit, für einen Moment darüber nachzudenken, was diese Einigkeit eigentlich bedeutet und wieso die Idee und Vorstellung eines gemeinsamen Deutschlands keine Selbstverständlichkeit ist. Gerade, wenn man die Kleinstaaterei bedenkt, für die das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hunderte von Jahre lang berühmt war.
Als Schweizer in Berlin ist es für mich besonders wichtig, immer wieder aktiv darüber nachzudenken, wie es um das Land steht, das ich zu meiner Wahlheimat gemacht habe. Gerade eben auch was die Einigkeit des ehemals gespaltenen Landes und ein lebenswertes Deutschland ausmacht.
Ich komme selbst aus einem Land mit vier Landessprachen. In der Schweiz war es für mich immer wichtig, mir bewusst zu machen, dass bereits 120 Autominuten entfernt Mitbürger leben, mit denen ich nur sprechen kann, wenn ich ihre Alltagssprache im Fremdsprachenunterricht erlernt habe!
Gegenseitiger Respekt, Offenheit und der Willen zur Kommunikation und zum Kompromiss waren immer der Kern einer gemeinsamen Vorstellung der Schweiz. Deshalb denke ich, dass dies auch das ist, wozu der Tag der Deutschen Einheit uns anhält. Nachzudenken, wie wir miteinander kommunizieren wollen, wie es uns gelingt eine gemeinsame Vorstellung der Zukunft zu formulieren und wie wir kompromissbereit aufeinander zugehen können. All das, um – so anstrengend das auch ist – am Projekt „einiges Deutschland“ zu arbeiten, bis es irgendwann vollendet ist.
Viele Grüße von uns
Tobias & Torsten