In mittelalterlichen Kriegen hing vieles direkt am Krieg führenden Herrscher selbst, denn es führte nicht „der Staat“ Krieg, sondern „der König“ und alle, die ihm Treue und Dienst schuldeten. Jeder Schlag gegen den König selbst war in der Lage, einen Krieg zu beenden, wenn er erfolgreich war. (Ein Beispiel zu einem Fehlschlag dazu auch hier: link)
Der Tod von Richard Löwenherz ist dabei beispielhaft. Der König, der, ganz anders, als uns alte Robin-Hood-Filme weismachen wollen, keineswegs der freundlichste und weiseste aller Könige, sondern ein ganz normaler Herrscher war, starb durch seine eigene Gier. Und einen Armbrustbolzen.
Im Jahr 1199 kämpfte Richard gegen den französischen König Philipp II. August, und zwar um die englischen Besitzungen auf dem Festland in Nordfrankreich. Der Krieg brach aus, als Richard auf der Rückreise von seiner Kreuzzugsfahrt in Österreich als Geisel gefangen gesetzt wurde. Philipp nutzte diese Begebenheit für einen zügigen Krieg.
1199 allerdings hatte sich das Blatt längst gewendet. Richard war im Begriff, den König von Frankreich in einen ausgesprochen demütigenden Frieden zu zwingen, der unter der Schirmherrschaft der Kirche gerade verhandelt wurde, als der große König Richard auf einem völlig unwichtigen Nebenschauplatz zu Tode kam.
Denn auf einem Acker in Limoges wurde von einem Pflugknecht ein Gold- und Silberschatz entdeckt. Achard, der Burgherr der nahe gelegenen Burg Châlus, konfiszierte den Schatz prompt. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sein eigener Herr, Richard, den Schatz für sich einforderte.
Achard hatte keinerlei Intentionen, den Schatz herauszurücken, denn dieser war ja auf seinem Burgacker gefunden worden. Das trieb Richard Löwenherz zur Weißglut, der zügig eine Belagerung auf die Beine stellte. Er nahm nicht einmal die Kapitulation der Verteidiger an, welche diese direkt nach Beginn der Belagerung anboten.
Gerade als Richard den Sturmangriff auf die kleine Burg vorbereitete, die bestenfalls von einigen Dutzend Männern und Frauen verteidigt wurde, wurde er von einem Armbrustschützen der Garnison an der Schulter getroffen und verwundet. Er verendete wenige Tage später an seinem Wundbrand.
Der Tod von Richard hatte gewaltige Konsequenzen. Philipp II. August nutzte die Gelegenheit, das Fundament für das vereinigte französische Königreich zu legen. Die Engländer wiederum verloren innerhalb von 10 Jahren fast alle Besitzungen auf dem Festland.
Die Verteidiger der Burg wiederum hatten wenig von ihrem Glück. Sie wurden aus Rache für den Tod des Königs alle hingerichtet.
„Geschichtskrümel“ ist eine wöchentlich erscheinende Serie aus Kurzartikeln. Sie soll Spielern und Spielleitern als Anregung dienen und Inspiration fürs Rollenspiel bieten. Die Geschichtskrümel drehen sich um historische Ereignisse oder Themen, über die ich in meinem Alltag stolpere. Sie sind manchmal lehrreich, manchmal skurril und manchmal einfach nur lustig.
Quelle: Harari, Yuval Noah. Special Operations in the Age of Chivalry, 1100–1550. Woodbridge, 2007. S. 1 f.
Foto Sean Connery als Löwenherz: (Yuval Y / CC BY-SA)
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