Die Tatsache, dass England und Irland eine bewegte Geschichte haben, welche sie in miteinander verbindet, ist ja gemeinhin bekannt. Die Wurzel der alten Zwistigkeiten ist alt. Sehr alt. Und sie zeigte sich immer und immer wieder.
Nach dem Ende der Cromwell-Diktatur schwelte der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken in den britischen Königreichen (England, Schottland, Irland) weiter. Als 1685 Jakob II. (Englisch: James II.) an die Macht kam, tauchte in Irland die Landfrage wieder auf: Wem gehörte das Land, wer sollte darüber verfügen? Denn in Irland hatte sich über die Zeit eine englischstämmige Adelsschicht herausgebildet. Nach den Aufständen von 1641 waren zudem sehr einseitige Landgesetze erlassen worden.
Ein katholischer König herrschte nun über das protestantische England. Das war so weit noch tragbar, denn seine designierten Nachfolger waren erneut Protestanten. In Irland war die Situation für die protestantische Minderheit anders. Seit 1686 hatte man die Armee größtenteils von protestantischen Offizieren befreit und diese durch Katholiken ersetzt.
„Glorreiche Revolution“ – oder protestantische Fremdherrschaft?
Diese Toleranz seiner Herrschaft endete abrupt, als seine Frau 1688 unerwartet einen Sohn gebar – denn eine katholische Dynastie stand für die Protestanten nicht zur Debatte. Prompt wurde Wilhelm von Oranien in England eingeladen, die Krone aufzusetzen. Wilhelms Machtübernahme in England wurde auf der Siegerseite später als die „Glorreiche Revolution“ bekannt. Ersteinmal brach aber ein Bürgerkrieg in Irland aus.
Die größte Machtbasis von Jakob befand sich im katholischen Teil von Irland. Diverse protestantische Teile von Irland waren sofort Feuer und Flamme für Wilhelm. Richard „Fighting Dick“ Earl of Tyrconnell, der katholische Anführer der irischen Armee, schlug sich nach etwas Bedenkzeit auf die Seite von Jakob.
Jakob II. selbst landete 1689 mit Unterstützung der Franzosen in Irland. Die Franzosen versuchten durch die Geschichte hindurch immer wieder, die „Irlandfrage“ zu benutzen, um England auf der anderen Seite der irischen See zu beschäftigen. Das hatte auch damit zu tun, dass, wenn Wilhelm in Irland beschäftigt war, er weniger Opposition gegen die französischen Vorstöße in den Niederlanden und in Belgien bieten konnte.
Während der Bürgerkrieg gerade anlief, bildete sich ein katholisches Parlament in Dublin, das sofort damit begann, die Landfrage zu seinen Gunsten zu „klären“. Über 2400 „illoyale“ Protestanten wurden enteignet, denn sie hatten sich ja dem „wahren König“ widersetzt. Nach der Niederlage der Jakobiten, der Anhänger von Jakob II., wurde das im Übrigen von der Gegenseite ebenso gehandhabt.
Die Entscheidung an der Boyne, das Kriegsende in Aughrim
Erst als Wilhelm persönlich in Irland auftauchte, entschied sich der Krieg 1690 bei der Schlacht am Fluss Boyne. Das lag unter anderem daran, dass Jakob seine eigene Sache nach der ersten ernst zu nehmenden Schlacht schlicht aufgab. Angeblich war er nach seiner Flucht vom Schlachtfeld sogar der Erste, der die schlechte Nachricht in Dublin überbrachte. Die irisch-gälischen Dichter und Geschichtenerzähler tauften ihn Séamas a Chaca – „James the Shit“. Von Dublin ging es über einen kurzen Abstecher direkt ins permanente Exil in Frankreich, wo er und seine Nachfolger noch lange als „strategische Drohkulisse“ von Ludwig XIV. herhalten mussten.
Der Krieg endete allerdings nicht mit der Flucht von Jakob II. Stattdessen kämpften die irischen Katholiken noch ein Jahr weiter. Die eigentliche Entscheidungsschlacht war darum auch Aughrim am 12. Juli 1691. Dort verloren nicht nur Tausende Jakobiten ihr Leben, sondern auch der französische General Maurice de St. Ruth.
Die protestantischen Truppen hatten den Kampf eigentlich schon fast verloren, und ihr General, Ginkel, war völlig überfordert. Doch der Zufall rettete sie: General Maurice de St. Ruth wurde von einer Kanone getroffen, als er einen kleinen Hügel hinabritt. Dabei verlor er seinen Kopf, in der Folge prompt sein Leben und damit auch die Schlacht, denn in der Folge brach Chaos bei den irischen Truppen aus.
„Geschichtskrümel“ ist eine wöchentlich erscheinende Serie aus Kurzartikeln. Sie soll Spielern und Spielleitern als Anregung dienen und Inspiration fürs Rollenspiel bieten. Die Geschichtskrümel drehen sich um historische Ereignisse oder Themen, über die ich in meinem Alltag stolpere. Sie sind manchmal lehrreich, manchmal skurril und manchmal einfach nur lustig.
Quelle: Bartlett, Thomas. Ireland. A History. Croydon, 2010. S. 132–137.
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