Ein knielanges Kettenhemd mit voller Armlänge beinhaltete je nach Ringgröße zwischen 28’000 und 50’000 Kettenringe. Die meisten mittelalterlichen Kettenhemden bestanden aus einfachem Eisen oder Schmiedeeisen und nur selten aus Stahl. Es dauerte zwischen 750 und 1000 Arbeitsstunden, um einen solchen Kettenmantel herzustellen.
Zur Zeit von Karl dem Großen rund um das Jahr 800 zahlte ein fränkischer Ritter den Gegenwert von 12 Ochsen für seine Körperpanzerung bestehend aus Helm, Kettenhemd und Kettenbeinlingen. Der Rest seiner Ausrüstung kostete ihn zusätzlich noch einmal 11 Ochsen. Dabei sind die Pferde noch gar nicht eingerechnet, von denen er ebenfalls mehrere benötigte!
Bereits im frühen 15. Jahrhundert war Plattenpanzerung aus Italien etwas preiswerter als Kettenrüstung. Sie nahm in der Herstellung aber immer noch um die 120 Arbeitstage in Anspruch. Einen Reiter mit anständiger Rüstung auszustatten, kostete gegen Ende des 16. Jahrhunderts bereits nur noch den Gegenwert von 2 Ochsen.
Solche Kettenrüstung mit dem dazugehörigen Unterzeug war so wirksam, dass Saladins Biograf berichtete, wie einige der Kreuzfahrer mehr als 10 Pfeile im Rücken stecken hatten, aber nicht daran dachten, aus der Formation auszubrechen oder zurückzubleiben.
Quelle: Williams, Alan: The Knight and the Blast Furnace. A History of the Metallurgy of Armour in the Middle Ages & the Early Modern Period. Brill: Leiden, 2003. S. 41–43.
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